So viele CO2-Emissionen stecken in einem T-Shirt

So viele CO2-Emissionen stecken in einem T-Shirt

geschrieben von Annika Krüßmann 

Jedes Jahr werden circa 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen allein durch die Textilbranche verursacht. Sie erzeugt somit mehr CO2 als Flug- und Schiffsverkehr zusammen.  Allein in einem einzigen Fast-Fashion-T-Shirt stecken rund 11 Kilogramm CO2. Das entspricht in etwa dem Ausstoß einer 54 Kilometer langen Fahrt mit einem Benziner mit Durschschnittsverbrauch. (eigene Berechnung aus https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/co2-rechner-fuer-auto-flugzeug-und-co/ und https://www.umweltbundesamt.de/bild/durchschnittlicher-kraftstoffverbrauch-von-pkw

Dass der viel zu hohe Ausstoß von Emissionen ein Brandbeschleuniger im Klimawandel ist, liegt auf der Hand. Aber wieso verursacht die Textilbranche eigentlich so viele Emissionen und an welchen Stellen passiert das?

 

An welchen Stellen wird CO2 in der Textilbranche verursacht?

Eine Studie der Technischen Universität Berlin hat die Umweltauswirkungen eines Baumwoll-Shirts untersucht und dabei dessen kompletten Herstellungs- und Lebensweg berücksichtigt. Dabei wurde deutlich, dass vor allem die Herstellung – also der Baumwollanbau und die Produktion an sich – für den Verbrauch von Ressourcen verantwortlich sind, während die Nutzungsphase des Shirts maßgeblich die Menge an erzeugten Treibhausgasen bestimmt. Darauf gehen wir weiter unten im Artikel ein. Aber wodurch genau wird bei Kleidung überhaupt CO2 freigesetzt? Dazu betrachten wir im Folgenden die einzelnen Phasen eines herkömmlichen Baumwollshirts.

 

Baumwollanbau

Baumwolle an sich ist eigentlich eine CO2-absorbierende Pflanze – das heißt, sie nimmt Treibhausgase auf und bindet sie, anstatt sie zu erzeugen. Nichtsdestotrotz tragen beim Baumwollanbau drei Faktoren entscheidend zum CO2-Ausstoß bei: 

1)    Erde wird bewegt. Um Baumwolle anzubauen, müssen die Samen in die Erde gesät werden, die dazu bewegt werden muss. Da Erde als natürliche Ressource genau wie Bäume und andere Pflanzen CO2 speichert, wird dieses bei der Lockerung wieder freigesetzt.

2)    Der Transport der geernteten Baumwolle. Ist die Baumwolle einmal von den Feldern geerntet, wird sie unter anderem per LKW für die weitere Verarbeitung zu Sammelstellen transportiert, wodurch wiederum CO2-Emissionen entstehen.

3)    Bevor die geerntete Baumwolle zu Garn und anschließend Kleidung weiterverarbeitet werden kann, muss die Wolle zunächst von den Körnern der Pflanze getrennt werden. Das Ganze geschieht in sogenannten Entkörnungsanlagen, die aufgrund mangelnder Infrastruktur häufig von Stromausfällen betroffen sind und dann durch klimaschädliche Dieselgeneratoren betrieben werden. 

Insgesamt entfallen so auf eine Tonne Baumwolle circa 1,2 Tonnen CO2

 

Produktion

Auch bei der Produktion des T-Shirts entstehen CO2-Emissionen. Die Produktion lässt sich dabei in zwei Stufen einteilen: die Produktion der Vorprodukte und die Produktion des T-Shirts selbst. Zu Vorprodukten gehören das Strickgarn, aus dem das T-Shirt besteht, das Nähgarn, das zum Zusammennähen der Strickflächen verwendet wird, sowie die Textiletiketten, die zum Beispiel als Wasch- oder Größenhinweise in das Kleidungsstück eingenäht werden. Die Herstellung dieser Vorprodukte macht allein 21 % des CO2-Ausstoßes eines T-Shirts aus. Grund dafür ist der sehr hohe Energiebedarf in der Spinngarnherstellung.

In der zweiten Stufe der Produktion wird dann das Garn zu ganzen Stoffflächen verarbeitet. Diese werden anschließend aufbereitet, gebleicht und gekrumpft. Beim Krumpfen wird der Stoff so zusammengezogen, dass ein nachträgliches Einlaufen verhindert wird. Am Ende werden die Stoffe entsprechend der Größen- und Schnittvorgaben konfektioniert. In dieser Phase der Produktion entstehen durch den hohen Energieverbrauch der Maschinen 22 % der CO2-Emissionen. 

 

Transport

Der Transport, also vor allem der Bereich Mobilität, ist ein Faktor, der dafür bekannt ist, für hohen CO2-Ausstoß verantwortlich zu sein. Überraschenderweise ist der Anteil an eben solchen Emissionen in der Textilbranche im Vergleich zu den anderen Bereichen relativ gering: Circa 4 % beträgt der Anteil an CO2-Emissionen am gesamten Ausstoß eines T-Shirts. Diese ergeben sich durch Schiffe, Flugzeuge und LKW, die zum Transport der Kleidung aus Produktionsländern in Länder wie Deutschland genutzt werden. Bekanntermaßen sind diese Transportmöglichkeiten, angetrieben durch Kraftstoffe aus fossilen Quellen, für hohe Emissionen verantwortlich. Im Umkehrschluss bedeutet dieser relativ geringe CO2-Ausstoß aber auch: Wenn viele Unternehmen damit werben, dass ihr Versand in Bezug auf CO2 kompensiert wird und damit klimaneutral ist, ist das leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Echtes Einsparpotenzial weisen die Produktion und die Nutzung der Kleidung auf.

 

Nutzungsphase

Der größte Teil der CO2-Emissionen entsteht tatsächlich erst, wenn das T-Shirt schon in unserem Kleiderschrank hängt: bei der Nutzung. 46 % und damit fast die Hälfte der Emissionen kommen durch das Waschen unserer Kleidung zustande. Wer seine Kleidung anschließend auch im Trockner trocknet, verursacht nochmal weitere 5 %. Das Waschen und Trocknen von Kleidung erhöht die CO2-Emissionen analog zur Häufigkeit: Je mehr gewaschen und getrocknet wird, desto höher ist der CO2-Ausstoß. Waschmaschine und Trockner benötigen nämlich in der Regel viel Energie zum Betrieb. Wird diese Energie aus fossilen Energiequellen bezogen, steigen die damit verbundenen CO2-Emissionen stark an.

Dabei ist vor allem die Waschtemperatur entscheidend: Allein ein Waschvorgang bei einer Temperatur von 60 °C verursacht im Schnitt 750 Gramm CO2. Bei einer 30°C-Wäsche hingegen sind es nur circa 240 Gramm. Reduziert man die Temperatur von circa 43°C auf 30°C, sinkt der CO2-Ausstoß um ganze 10 %. 

Auch die Beladung der Waschmaschine ist entscheidend für den Anteil der Treibhausgase: Bei einer Beladung von nur 3,5 kg, entfallen 51 % der gesamten Emissionen eines T-Shirts allein auf das Waschen. Wird die Maschine mit doppelt so viel Wäsche beladen, entfallen umgerechnet auf ein T-Shirt nur noch ca. die Hälfte dieser Emissionen.

 

Tipps, um die CO2-Emissionen deiner Kleidung zu senken

Rund 11 Kilogramm CO2 stecken allein in einem T-Shirt. Wenn du jetzt einmal einen Blick in deinen Kleiderschrank wirfst und nur deine T-Shirts zählst, werden sich diese 11 Kilogramm wahrscheinlich schnell in eine 3-stellige Summe verwandeln – mal ganz abgesehen von Jeans, Jacken und dicken Pullis, deren CO2-Belastung um einiges höher ausfällt. Was kann man also tun, um seinen Kleiderschrank umweltfreundlicher zu gestalten?

 

Waschen und Trocknen

Waschen bei niedrigerer Temperatur

Die Zahlen belegen, dass eine niedrigere Waschtemperatur im Vergleich einen sehr hohen Effekt auf die Einsparung von CO2 hat. Gerade Alltagskleidung wie Jacken, Hosen und Oberteile müssen im Vergleich zu Handtüchern und Unterwäsche nicht zwingend so heiß gewaschen werden. Diese Teile bei 30°C statt 40°C zu waschen, senkt den CO2-Ausstoß langfristig erheblich. Auch das Material deiner Kleidung spielt hier eine entscheidende Rolle: Kleidung aus natürlichen Materialien muss in der Regel viel seltener gewaschen werden, da natürliche Stoffe wie Alpaka- oder Merinowolle antibakteriell sind und dadurch kaum Geruch annehmen. Sie an der frischen Luft auszulüften reicht meist schon. Synthetische Stoffe hingegen, wie zum Beispiel Polyester, schließen Bakterien und den damit verbundenen Schweißgeruch ein, sodass sie öfter gewaschen werden müssen. Das setzt nicht nur Mikroplastik frei, das ins Wasser gelangt, sondern lässt auch erheblich den CO2-Ausstoß ansteigen.

 

Voll beladen waschen

Gleichzeitig kannst du darauf achten, die Waschmaschine immer voll beladen anzustellen, um weniger waschen zu müssen. So sparst du auf lange Sicht viele weitere Ladungen und Waschvorgänge. Damit senkst du nicht nur die Treibhausgase, sondern auch deinen Wasserverbrauch – gut für Umwelt und fürs Portemonnaie.

 

Auf den Trockner verzichten

Zwar ist Trocknen nicht für so hohe Emissionen verantwortlich wie das Waschen, dennoch summiert sich auch dieser Vorgang, wenn man bedenkt, dass auf jede Wäsche noch eine Trocknung zusätzlich folgt. Alternativ bietet es sich an, zum Beispiel bei gutem Wetter an der frischen Luft zu trocknen, wenn du einen Garten, eine Terrasse oder einen Balkon hast (vorausgesetzt du hast keine Pollenallergie oder Ähnliches).

 

Die Auswahl deiner Kleidung

Wenn wir noch einen Schritt zurückgehen, kannst du auch bereits bei der Wahl deiner Kleidung nachhaltige Entscheidungen treffen: Bei Kleidung aus Biobaumwolle wird diese unter kontrolliert biologischem Anbau auf kleineren Flächen hergestellt. Die Entkörnungsanlagen werden in der Regel umweltfreundlicher betrieben, sodass auch weniger CO2-Emissionen zustande kommen. Die meisten unserer nachhaltigen Brands stellen zudem sicher, dass die kompletten Produktionsschritte nicht zu weit voneinander entfernt liegen und möglichst in Europa vollzogen werden können. Viele der Produktionsstätten, in denen unter fairen Arbeitsbedingungen die Kleidung hergestellt wird, liegen zum Beispiel in Portugal, um die Transportwege der Ware bis nach Deutschland so kurz wie möglich zu halten.

Wenn du auf der Suche nach nachhaltigerer Kleidung bist, schau gerne mal in unserem Shop vorbei. 

 

Quellen: 

https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20201208STO93327/umweltauswirkungen-von-textilproduktion-und-abfallen-infografik 

https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/so-viel-energie-steckt-in-einem-t-shirt-wirklich/

https://background.tagesspiegel.de/energie-klima/baumwoll-anbau-belastet-das-klima

https://www.ikw.org/fileadmin/IKW_Dateien/downloads/Haushaltspflege/20190415_Oekobilanz_T-Shirt.pdf

https://www.focus.de/wissen/klima/klimapolitik/wir-klimaschweine-nachhaltigkeit_id_1896853.html#:~:text=Eine%20Ladung%20W%C3%A4sche%20bei%2060,1%2C4%20Kilogramm%20des%20Treibhausgases


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