Nachhaltige Kaufentscheidungen treffen

Nachhaltige Kaufentscheidungen treffen

geschrieben von Annika Krüßmann 

Nachhaltigkeit wird ein zunehmend wichtigerer Faktor bei der Kaufentscheidung vieler Menschen. In einer Studie gaben immerhin knapp 70% der Befragten an, bei der Auswahl ihrer Kleidung Wert darauf zu legen, ob diese nachhaltig und umweltfreundlich hergestellt wurde (Quelle: International School of Management, Statista 2021). Über 26 Millionen Menschen in Deutschland ab 14 Jahren sind darüber hinaus bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, wenn es nachhaltig ist (Quelle: IfD Allensbach, 2021). Gleichzeitig befinden wir uns allerdings immer noch in einer absoluten Konsumgesellschaft und kaufen, was das Zeug hält. Wie das zu unseren nachhaltigen Überzeugungen passt? Eigentlich gar nicht. Dieses Phänomen nennt sich Behaviour Gap und beschreibt die Situation, wenn unsere eigentlich grüne Einstellung nicht mit unserem tatsächlichen Konsumverhalten übereinstimmt. Auch wenn wir wissen, dass Fast Fashion, Verbrennungsmotoren und Fleisch echte Klimakiller sind, konsumieren wir sie oft weiter. Grund dafür sind meist höhere Preise von nachhaltigen Produkten, mangelnde Alternativen oder zu wenig transparente Informationen.

Sommer-Sale, Prime Days und Black Friday kurbeln den Umsatz der Geschäfte also weiter kräftig an. Die Leidtragenden: Unsere Umwelt und alle Menschen, die in diesem vom Kapitalismus angetriebenen System gefangen sind – darunter vor allem Menschen in Produktionsländern, die unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen.

Aber auch wenn man weiß, was dieser übermäßige Konsum anrichtet, ist es nicht immer so einfach, im Alltag darauf zu achten, wirklich nachhaltig zu kaufen und zu konsumieren. Jeden Tag treffen wir – größtenteils unbewusst – rund 20.000 Entscheidungen, was rund einer Entscheidung alle drei Sekunden entspricht. Kein Wunder, dass wir nicht immer jede Entscheidung komplett perfekt durchdenken. Gerade in Bezug auf ein nachhaltiges Leben spielen Kaufentscheidungen allerdings eine essenzielle Rolle. Wir haben deshalb für euch einige Tipps zusammengestellt, mithilfe derer ihr einfacher und sicherer nachhaltige Kaufentscheidungen treffen könnt – der Umwelt und Menschen zuliebe.

 

Sich informieren und genau hinschauen

Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, weiß man oft gar nicht, welche Produkte nun wirklich nachhaltig sind. Schuld daran sind vor allem große Konzerne, die ihre minimalen nachhaltigen Bemühungen durch Euphemismen und gezielte Kommunikation hervorheben und sogar gesetzliche Vorschriften, also das Minimum an erforderlichem Handeln, als besonders nachhaltig herausstellen. Greenwashing macht es leider für viele Menschen, die sich nicht intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, unglaublich schwer zu erkennen, welchen Unternehmen und Aussagen man wirklich Glauben schenken kann. In unserem Artikel zum Thema Greenwashing erklären wir dir deshalb, wie du es erkennst und was du gegen Greenwashing tun kannst. 

Sich über das Thema Nachhaltigkeit in verschiedenen Lebensbereichen wie Nahrungsmittel, Kosmetika und Kleidung zu informieren, ist der erste Schritt, um nachhaltige Kaufentscheidungen treffen zu können.

Wenn du dir vor Ort im Geschäft einen Überblick verschaffen möchtest, nimm dir einen Moment Zeit, um dir die Produkte sorgfältig anzuschauen. Viele Unternehmen kennzeichnen ihre Produkte mittlerweile durch verschiedenen Hangtags als besonders nachhaltig. Angaben zum prozentualen Anteil an recyceltem Polyester oder Biobaumwolle sind keine Seltenheit und werden gezielt großflächig angebracht. Unser Tipp: Lass dich davon nicht irritieren und wirf einen Blick auf das Etikett, das von innen in das Kleidungsstück eingenäht ist. Dort findest du die detaillierte Aufschlüsselung aller verwendeten Materialien – und auch die Realität: Ein Anteil von 25% Biobaumwolle ist zwar ein Anfang, bringt aber noch nicht wirklich viel, wenn die restlichen 75% des Shirts aus klimaschädlichem Polyester bestehen. Wirklich nachhaltig ist das nicht.

Informiere dich deshalb am besten vorab über Materialien, die als wirklich nachhaltig gelten, und suche gezielt nach Produkten, die aus eben diesen Materialien bestehen. Auf unserer Material-Seite haben wir dir alle wichtigen Infos zu nachhaltigeren Materialien zusammengefasst. Dort kannst du auch direkt nach entsprechenden Kleidungsstücken suchen. 

 

Den Cost per Wear ausrechnen

Die Hürde, nachhaltige Produkte zu kaufen, ist oft höher, weil sie in der Regel teurer sind als beispielsweise Fast Fashion. Wenn man genauer hinschaut, wird man allerdings feststellen, dass ein nachhaltiges T-Shirt vielleicht so viel kostet wie drei Fast-Fashion-Shirts, sich aber langfristig rentiert, weil es hochwertiger verarbeitet ist und dementsprechend länger hält.

Hier hilft eine schnelle Errechnung des Cost per Wear. Dieser Wert ergibt sich aus dem Preis des Produktes geteilt durch die Male, die es insgesamt getragen wird. Das Ergebnis gibt an, wie viel das einmalige Tragen eines Kleidungsstückes kostet. Ein Beispiel: Du kaufst ein Fast-Fashion-Shirt für zehn Euro, trägst es aber nur zehn Mal, weil es sich nach mehreren Waschgängen verzieht und Fäden verliert. Der Cost per Wear liegt entsprechend bei einem Euro, weil es zehn Euro gekostet hat und du es zehn Mal getragen hast. Alternativ kaufst du dir ein nachhaltiges Basic-T-Shirt aus Biobaumwolle für 40 Euro. Es kostet zwar das Vierfache des Fast-Fashion-Shirts, hält aber aufgrund der hochwertigen Verarbeitung 5 Jahre lang, in denen du es pro Monat zwei Mal trägst. Insgesamt trägst du es also 120 Mal. Cost per Wear: 33 Cent. In diesem Fall lohnt sich der Kauf eines nachhaltigen Shirts also theoretisch drei Mal mehr. Mal abgesehen davon, dass es unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde und kein Mensch während der Produktion des Shirts leiden musste.

 

Ein Budget festlegen

Hier ein Shirt, da ein paar neue Sandalen und einen Bikini brauchst du auch noch für den Sommerurlaub. Bei spontanen Käufen verliert man in der Regel schnell den Überblick über die Kosten, die sich schnell zu einer gar nicht so kleinen Summe addieren. Dir eine Übersicht über deine Finanzen zu verschaffen, kann dir dabei helfen, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen.

Wenn du beispielsweise im Sommer in den Urlaub fährst, wirst du durch diese Ausgaben in diesem Monat wahrscheinlich nicht mehr so viel Geld von deinem Einkommen zur Verfügung haben wie in anderen Monaten. Stelle dir also am besten einen Plan mit monatlichen Fixkosten wie Miete, Handyvertrag und Versicherungen sowie mit voraussichtlichen weiteren Kosten für Freizeit und Co. auf. Von dem Betrag, der am Ende noch übrig ist, kannst du dann einen Teil bestimmen, den du für Produkte wie Kleidung ausgeben kannst. Wenn du also beispielsweise 100 Euro Budget hast, von denen schon 80 Euro ausgegeben sind und du noch ein schönes Kleid für 70 Euro entdeckst, verlege diesen Kauf in den nächsten Monat.

Dies erfordert vielleicht ein wenig Disziplin, ist aber dafür nicht nur nachhaltig im Sinne der Umwelt, sondern auch für deine eigenen Finanzen. Kommen wir dazu passend direkt zum nächsten Tipp:

 

Innehalten und sich selbst reflektieren

Eine Auswahl an Produkten zu haben, ist schön. Aber seien wir mal ehrlich: Brauchst du wirklich die dritte schwarze Skinny Jeans? Wenn man spontan etwas sieht, das einem gefällt, kann es schwierig sein dem Impuls zu widerstehen, es direkt zu kaufen. Allerdings rentieren sich Käufe aus dem Affekt im Endeffekt meist überhaupt nicht. Helfen kann in solchen Situationen, den Kauf vorerst nach hinten zu verschieben. Vor allem bei größeren Anschaffungen, die dich finanziell stärker belasten, sollten Entscheidungen nicht spontan aus dem Gefühl heraus, sondern rational nach Argumenten getroffen werden. Wenn du also ein Produkt siehst, das dir gefällt, warte – je nach Art und Preis des Produktes – zwei oder mehr Wochen ab. Wenn du dann der Meinung bist, dass du das Produkt immer noch brauchst, weil es zum Beispiel eine Hilfe im Alltag wäre, kannst du erneut darüber nachdenken, es zu kaufen. In Bezug auf den Kauf von Kleidung kann der eigene Style wahre Wunder bewirken. Denn wenn du weißt, was dir steht und was du gerne trägst, wirst du viel weniger Fehlkäufe riskieren, als wenn du dich von jedem kurzlebigen Trend mitreißen lässt.

 

Deinen Kleiderschrank nachhaltig gestalten 

Momentan finden wir wieder in jedem Geschäft in Einkaufszentren und online hunderte rabattierte Artikel und Sales bis zu 80%. Der Drang, bei solchen Angeboten zu widerstehen, ist groß. Aber wir wissen auch: Vor allem Spontankäufe landen oft im Kleiderschrank und werden doch nicht angezogen, weil das Stück aus dem Affekt gekauft wurde und im Endeffekt doch zu klein, groß, eng oder gewagt ist. Gleiches gilt auch für kurzlebige Trends, die wir tagtäglich auf Social Media sehen. 

Wir kennen dieses Problem und haben deshalb einen Schritt-für-Schritt-Guide für einen nachhaltigen Kleiderschrank entwickelt. Nach dem Prinzip der Capsule Wardrobe, dem Kapsel-Kleiderschrank, benötigst du für eine komplette Ausstattung an Kleidung nur knapp 40 Teile. Diese bestehen aus zeitlosen Basics und einzelnen, auffälligeren Stücken, aus denen du unendlich viele unterschiedliche Outfits für jeden erdenklichen Anlass kombinieren kannst. 

Aktuell bekommst du zu jeder Bestellung unseren ausführlichen Guide zur Capsule Wardrobe gratis dazu. Schau dich also gerne mal im Shop um.

 

Quellen: 

Direkt im Artikel & 

https://www.capgemini.com/de-de/2020/07/invent-attitude-behaviour-gap/


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